Eigenleistung: Mit Muskelkraft ins eigene Zuhause

Was bei der Kalkulation von Eigenleistungen zu beachten ist:

Selbst tapezieren, Laminat verlegen oder Elektrik installieren – die Möglichkeiten, beim Hausbau mitzuwirken, sind groß und können die finanzielle Belastung verringern. Dennoch lauern bei der Kalkulation der Muskelhypothek einige Fallstricke. Welche das sind und wie Sie Ihre Kunden davor bewahren können.

Denkfehler Nr. 1: Zeitaufwand und handwerkliche Fähigkeiten werden falsch eingeschätzt

Eine Gefahr besteht darin, dass die Eigenleistungen vom Bauherrn zu hoch angesetzt werden und weil der Zeitaufwand für einzelne Maßnahmen unter- und die handwerklichen Fähigkeiten überschätzt werden. Mögliche Folgen: Der Bau verzögert sich; Fachkräfte müssen nachträglich hinzugezogen werden. Beides würde das Vorhaben verteuern. Vor diesem Hintergrund sollte Hobbyhandwerkern empfohlen werden, dass sich diese den Wert der Eigenleistungen vom Bauunternehmer oder Architekten bestätigen lassen. Das verringert das Risiko von groben Fehlkalkulationen und nachträglichen Kosten und wird deshalb von vielen Banken sowieso erwartet.

Denkfehler Nr. 2: Die Materialkosten werden zu den Eigenleistungen hinzugerechnet

Viele Darlehensnehmer wissen zudem zunächst nicht, dass sie lediglich die gesparten Lohnkosten als Eigenleistungen aufführen können – nicht aber die Materialkosten. Denn die fallen ja so oder so an. Um auf eine hohe Summe von Eigenleistungen zu kommen, müsste folglich ganz schön geschuftet werden. „Wenn ein Darlehensnehmer zum Beispiel 20.000 Euro an Eigenleistungen angeben möchte, dann wäre diese Summe durch eigene Arbeitsleistungen zu erbringen. Legt man für eine Beispielrechnung einen Stundenlohn von 80 Euro zugrunde, wären die genannten 20.000 Euro nach 250 Arbeitsstunden erbracht. Kann das ein voll Berufstätiger, der kein Handwerker ist, leisten – und wenn ja: in welchem Zeitraum? Berücksichtigt werden muss außerdem, dass einige Eigenleistungen von fachkundiger Stelle kostenpflichtig abgenommen werden müssen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Gewährleistungsansprüche bestehen.

Denkfehler Nr. 3: Eigenleistungen werden auf die Darlehenssumme addiert

Ein weiterer Denkfehler in Bezug auf die Eigenleistungen betrifft häufig, wie sie sich auf die Darlehenshöhe auswirken. Nicht wenige Kreditnehmer gehen zunächst davon aus, dass sie die Eigenleistungen von der Bank „on top“ zur Darlehenssumme erhielten. Zu einem Darlehensbetrag von zum Beispiel 220.000 Euro addieren sie in solchen Fällen die exemplarischen 20.000 Euro Eigenleistung und rechnen folglich mit einem Kredit über 240.000 Euro. Die Eigenleistungen werden aber von den Banken wie Eigenkapital behandelt. Anstatt dass sich der Darlehensbetrag erhöht, verringert er sich, im genannten Exempel von 220.000 Euro auf 200.000 Euro.

Es spricht also nichts gegen das Einbeziehen der Muskelhypothek, Bauherren sollten dies aber mit Umsicht und eher maßvoll tun.